Schüleraustausch

Sevenoaks School Theatre Company Visits


Seit 1981 besteht die Partnerschaft der englischen Sevenoaks School und dem Goethe-Gymnasium. Neben dem traditionellen Schüleraustausch sind auch kulturelle Begegnungen mittlerweile eine feste Komponente der Schulpartnerschaft.

Im Wechsel finden jährlich Besuche der Sevenoaks School Theatre Company (seit 1985) und des Goethe-Orchesters statt. Diese kulturellen Ereignisse sind auf beiden Seiten sehr beliebt und bieten Schülerinnen und Schülern zusätzlich die Möglichkeit sich mit Gleichaltrigen der Partnerschulen auszutauschen. Im Jahr 2015 wirkten erstmals auch Schülerinnen des Goethe-Gymnasiums im Rahmen eines kooperativen Projekts beider Theatergruppen an der Produktion mit.

  • The Golden Key (2015)
  • The Canterbury Tales (2013)
  • Macbeth (2011)
  • Gulliver's Travels (2009)
  • Oedipus/Antigone (2007)
  • The Hypochondriac (2005)
  • Norse (2003)
  • The Tempest (2001)
  • She Stoops to Conquer (1999)
  • A Midsummer Night's Dream (1997)
  • Oh! What a Lovely War (1995)
  • Camille (1993)
  • The Ragged Child (1989)
  • Love's Labour's Lost (1987)
  • Kiss Me, Kate (1985)


The Golden Key (2015)


Aus dem Programmheft zu "The Golden Key" (2015)


Bei der 2015er-Produktion Sevenoaks School Theatre Company handelte es sich um ein Projekt, das den gemeinsamen deutsch-englischen Kulturraum auf Grundlage der international bekannt gewordenen Grimmschen Sammlung der Kinder- und Hausmärchen aufgriff. Namensgebend war dabei das eher wenig bekannte Kurzmärchen Der Goldene Schlüssel, dessen Titel sich durchaus als Metapher verstehen lässt: Es schließt den Märchenschatz auf und zieht das Publikum in die Welt der Erzählungen hinein.

Allerdings zielte das Stück keineswegs auf eine schlichte Darstellung verschiedener, bereits vielfach erzählter Märchen. Stattdessen griff es bekannte wiederkehrende Märchen-Erzählmotive auf, die auch für in unserer Gegenwart angesiedelte Handlungsbögen noch tragfähig und erstaunlich aktuell sind. Es zeigte ferner, dass Märchen für viele Menschen, und keineswegs nur für Kinder, auch heute noch eine wichtige Rolle spielen. So lotete das Stück auch Berührungs- und Überschneidungspunkte zwischen der Realität und der Märchenwelt aus.

Wie jedoch geschieht dies im Stück? Die Handlung wird bestimmt durch die Schicksale zweier Kinder, die auf unterschiedliche Weise und in unterschiedlichen Lebensumständen ihre Eltern verlieren und fortan ohne sie durchs Leben gehen müssen. Da wäre zunächst der Junge Peter in den USA der 1930er Jahre. Er gerät nach dem Tod seiner Eltern unverhofft in den unmittelbaren Umkreis der Walt Disney Studios, die soeben mit der Produktion des ersten abendfüllenden Zeichentrickfilm, Schneewittchen, filmisches Neuland betreten haben. Durch seinen Pflegevater, den bei Disney angestellten Zeichner Art Babbitt, erlebt Peter hautnah die Ambivalenz zwischen der gezeichneten Märchenwelt und den kompromisslos kapitalistischen Produktionsbedingungen der Disney Studios. Zuflucht findet er im Traum in der Welt des Märchens vom Machandelbaum.

Die zweite Geschichte ist ebenfalls fiktional, spielt jedoch zur Zeit des Ausbruchs des libanesischen Bürgerkriegs um 1975. Sie basiert allerdings auf einer wahren Begebenheit: Im letzten Jahr ist ein jesidisches Mädchen von Terroristen des IS entführt worden, dem es jedoch gelang, Vergewaltigung und Zwangsheirat dadurch zu vermeiden, dass sie befolgte, was ihre Mutter ihr eingeschärft hatte, nämlich vollkommen zu schweigen. So sprach sie tatsächlich volle sieben Monate lang kein Wort, ehe sie freigelassen wurde. Auch in mehreren Märchen findet sich dieses Motiv, dass ein Mädchen lange schweigen muss, um Flüche oder Gefahren abzuwenden: Eines davon ist Die sechs Schwäne.

Die Sevenoaks School Drama Group erhielt in diesem Jahr erhält Rahmen einer Kooperation mit dem Goethe-Gymnasium Ibbenbüren erstmals Unterstützung der dortigen Theater-AG, sodass – passend zum zur Ursprungssprache der Grimmschen Texte – Teile der eingewobenen Märchenelemente auch auf Deutsch dargeboten werden.

Eine tiefe Verbundenheit ist im Laufe dieser Zeit gewachsen zu unseren Freunden vom Goethe-Gymnasium, und es erfüllt uns mit besonderer Freude, dass in diesem Jubiläumsjahr erstmalig auch Schüler des Goethe-Gymnasiums und seiner Nachbarschulen im Rahmen der Produktion mitwirken. Wir hoffen, dass dies einen ersten, aber keineswegs den letzten Schritt hin zu weiteren, noch intensiveren Formen der theatralen Zusammenarbeit für die Zukunft darstellt.


Zur Ibbenbürener Premierenkritik (IVZ vom 21.10.2015)

Canterbury Tales (retold) (2013)


Samstag, 19. Oktober


Chaucers Original:
Chaucers Erzählungen aus dem 14. Jahrhundert sind in eine Rahmenhandlung eingebunden, die von einer Pilgergruppe auf ihrem Weg nach Canterbury handelt. Dort wollen sie das Grab von Thomas Becket in der berühmten Kathedrale besuchen. Beckett, einst Erzbischof von Canterbury, wurde von Anhängern Henry II. von England ermordet, nachdem zwischen König und Erzbischof ein Machtkampf über die Rolle von Kirche und Staat entbrannt war.

Die Pilgerreise beginnt in der Nähe von London in der Tabard Inn, wo der Wirt den Pilgern den Vorschlag unterbreitet, auf dem Hin- und Rückweg je zwei Geschichten zu erzählen. Dem besten Erzähler winkt als Preis bei der Rückkehr eine Gratismahlzeit.

Die Canterbury Tales haben vor allem Berühmtheit erlangt, da Chaucer sie in der Volkssprache Englisch und nicht, wie in jener Zeit üblich, in Französisch oder Lateinisch verfasst hat. Die einzelnen Erzählungen, von denen einige humorvoller, andere ernsterer Natur sind, zeichnen ein ironisches und kritisches Bild der englischen Gesellschaft und besonders der Kirche des 14. Jahrhunderts. Hauptthemen sind u.a. höfische Liebe, Habsucht und Verrat, Missbrauch von Religion, sowie die Teilung der Gesellschaft in Adel, Klerus und Bauern.

The Canterbury Tales (Retold)
Die Produktion der Sevenoaks School bettet die Geschichten Chaucers in einen modernen Kontext ein. So kann der Kontrast zwischen der mittelalterlichen Welt der Lyrik und unserer technisierten Welt besser aufgezeigt werden. Die Produktion spielt auf einem Flughafen, wo findet man wohl besser den größtmöglichen Querschnitt durch alle Teile unserer modernen Gesellschaft.

Aber was für Geschichten erzählen sich Menschen auf einem Flughafen? Sie müssen dort schon einige Zeit verbringen, also gibt es ein Schnee-Chaos, das dafür sorgt, dass Flüge verspätet sind oder gar ganz ausfallen. Die Hauptperson ist Alison, eine Uni-Dozentin für mittelalterliche Literatur auf ihrem Weg zu einem Vorstellungsgespräch in Dänemark. Sie befindet sich an einem Scheideweg in ihrem Leben, da der neue Job ein Ende ihrer Beziehung mit ihrem Partner, der nicht nach Kopenhagen ziehen möchte, bedeuten würde. Während Alison nun auf dem Flughafen gestrandet ist, trifft sie allerlei Menschen mit denen sich Alisons imaginäre Welt von Chaucers Erzählungen vermischen ...

Macbeth (2011)


Schüler brillieren mit Macbeth

Englische Gäste spielen im Bürgerhaus Shakespeares düster-tragisches Theaterstück


"Ein besonderes kulturelles Ereignis für die Schüler des Goethe-Gymnasiums. Die 'theatre company' der Sevenoaks School aus England spielt Shakespeares Drama 'Macbeth' im gut besetzten Bürgerhaus. Schon zum 13. Mal ist eine Theatergruppe der englischen Partnerschule zu Gast in Ibbenbüren. 'Alle zwei Jahre gehen wir mit einem Stück auf Tournee durch Deutschland', erzählt Peter Kino, Lehrer der Sevenoaks School und Tourmanager des Theaterprojektes.

Seit Samstag sind die 36 Schüler und ihre Lehrer in Deutschland, am Dienstagabend betraten sie die Bühne. Untergebracht sind sie bei Gastfamilien der Schüler des Goethe-Gymnasiums. Die Partnerschaft besteht schon seit über 30 Jahren, auch der Schüleraustausch gehört schon lange zum Programm. 'Wir werden immer so freundlich aufgenommen', freut sich Kino. Am Montag war die Gruppe im Graf-Adolf-Gymnasium in Tecklenburg aufgetreten, gestern ging es weiter an eine Schule nach Berlin. 'Theater wird bei uns groß geschrieben. Jedes Jahr gibt es mehrere große Aufführungen und Stücke', sagt Kino.

Die Begeisterung merkte man auch den jungen Schauspielern an, die im Bürgerhaus ihr Können eindrucksvoll unter Beweis stellten. Lange Textpassagen und emotionale Momente meisterten die Hauptdarsteller Jake Spence (Macbeth), Kathy Stocker (Lady Macbeth), Oscar Flamank (Banquo) sowie Jack Hulston (Macduff) mit Bravour. Trotz des vielen englischen Textes konnten auch die deutschen Schüler im Publikum die Handlung gut nachvollziehen. Die meisten hatten das Stück im Unterricht durchgenommen oder wenigstens die Handlung besprochen. Besonders die turbulenten Szenen, bei denen Figuren erdolcht, erstickt, erschlagen oder erschossen werden, fesselten die Zuschauer. Die Umgestaltung des einfachen Bühnenbildes sowie der eindrucksvolle Einsatz von Musik und Licht unterstrichen die düster-tragische Atmosphäre des Dramas.

'Bei der Vorbereitung und den Proben achten wir darauf, dass die Stücke für die Tour geeignet sind. Schließlich sitzen ja keine Muttersprachler im Publikum', erklärt Kino. So sprachen die Schüler den Text sehr deutlich und das Stück war klar inszeniert. Trotzdem verzichtete man nicht völlig auf die gewohnt poetische Sprache Shakespeares. Geprobt haben die englischen Nachwuchsschauspieler monatelang. Kino: 'Die letzte Zeit war besonders intensiv, da haben wir heden Tag - auch sonntags - gearbeitet.'"

aus der IVZ vom 21.10.2011

Gulliver's Travels (2009)


Gedanken eines Menschenfeindes perfekt auf der Bühne umgesetzt

Gastspiel der Sevenoaks School Theatre Company im Bürgerhaus


"Der Roman 'Gullivers Reisen' des irischen Schrifstellers Jonathan Swift gehört zumindest im englischen Sprachraum zu den wichtigsten literarischen Werken. Dass es in Deutschland nur als Kinderbuch mit niedlichen Illustrationen bekannt ist, wird dem Original in keiner Weise gerecht. Davon konnten sich die Besucher der Theater-Gruppe der Partnerschule des Goethe-Gymnasiums aus dem englischen Sevenoaks ein Bild machen. Bereits zum zwölften Mal gastierte die Sevenoaks School Theatre Company in Ibbenbüren und wie immer war das Bürgerhaus am Samstagabend fast ausverkauft. In einer für das Theater adaptierten Fassung von Mark Beverley, Jim Grant und Andy Waldron brachten die "Sennockians" die unglaublichen Abenteuer des englischen Arztes Lemuel Gulliver so auf die Bühne, wie sie Johnathan Swift zu Beginn des 18. Jahrhunderts ersonnen hat.

Der Roman erzählt in vier Teilen von den abenteuerlichen Reisen des englischen Schiffreisenden Lemuel Gulliver. Fantasievoll muten die Abenteuer an, die der Held auf seinen Fahrten in entlegene Gebiete zu bestehen hat. Dabei ist das Original voll von beißender Satire und bösartiger Seitenhiebe auf die menschliche Rasse. Den Schülern aus Sevenoaks gelang es vorzüglich, die ursprüngliche Gedankenwelt des Autors sichtbar zu machen und das Werk nicht auf eine märchenhaft-kindgerechte Geschichte zu reduzieren. Die Darsteller brillierten während des dreistündigen Auftritts in vielen Rollen, die sie mit Bravour meisterten. Großartig ausgebildete Stimmen, fantasievolle Kostüme aus dem Londoner Royal National Theatre und überbordende Spielfreude machten den Abend zu einem außerordentlichen Erlebnis.

Zu Beginn berichtet Lemuel Gulliver (Will Hearle) von seiner Familie und dem Leben in Nottinghamshire. Auf seiner ersten Schiffreise gerät er in einen Sturm und landet im Land Liliput. Dort wird der 'Man Mountain' (Menschenberg) von den Zwergen zunächst gefesselt, später aber unter der Bedingung freigelassen, dass er die Bewohner von Liliput gegen die Feinde aus Blefuscu beschützt. Nachdem er in Ungnade gefallen ist, flüchtet er und gelangt wieder nach England zurück. NAch wenigen Monaten zieht es Gulliver (Will Barrat) wieder in die Ferne und nach einem Monsun strandet er im Land der Riesen. Dort wird er auf dem Marktplatz als Sensation 'Amazing Miniature Man' zur Schau gestellt. Als er den König von Brobdingnag kennenlernt, berichtet er ihm von den Verhältnissen in England. Dieser entgegnet ihm: 'Ich muss feststellen, dass ein Großteil der Eingeborenen die verderblichste Rasse von wiederlichem kleinen Gewürm ist, die die Natur je auf der Oberfläche der Erde erleiden musste.' Das dürfte, nach Berichten von Zeitgenossen, die Haltung des Autors gegenüber Mitmenschen speigeln.

Die beiden letzten Teile des Romans werden selten gelesen und noch seltener als Theaterstück aufgeführt. Auf Laputa, der Stadt auf der fliegenden Insel, findet Gulliver (Phil Sinclair Jones) seltsame Menschen, die vornehmlich an Mathematik und skurrilen Erfindungen interessiert sind. An der Akademie gibt es einen Mann, der versucht, Sonnenlicht aus Gurken zu extrahieren; ein zweiter Forscher will menschlichen Kot in Nahrung zurückverwandeln, ein Architekt ein Haus vom Dach her nach unten bauen, ein Arzt Patienten heilen, indem er Luft durch sie hindurchbläst. All diese Verrücktheiten stellen die jungen Schauspieler aus Sevenoaks mit sprachlicher Perfektion, enormer Spielfreude und Spaß an satirischer Überspitzung dar.

Im vierten Teil wird Gullivers (Alex Paine) Verwandlung zum desillusionierten Menschenverächter vollendet. Das Land, in dem er nach einer Meuterei an Land geht, wird non Houyhnhnms bevölkert. Diese Wesen in Pferdegestalt sind mit Tugenden wie Vernunft, Freundschaft und Güte ausgestattet. Sie halten die wilden Yahoos, Kreaturen in Menschengestalt, als Haus- und Lasttiere.

Anhaltender Beifall zollte einer phantastischen Leistung des Ensembles Respekt, das sowohl in langen Monologen, als auch in aktionsreichen Szenen ein hohes schauspielerisches Können zeigte."

Gedanken eines Menschenfeindes perfekt auf der Bühne umgesetzt [1.080 KB]

aus der IVZ vom 02.11.2009

Oedipus/Antigone (2007)


Für verdienten Applaus blieb keine Pause

Theatre Company der Sevenoaks School überzeugte


"Mutig zeigte sich wieder einmal die Theatre Company der Sevenoaks School, der englischen Partnerschule des Goethe-Gymnasiums. Am Mittwoch im Bürgerhaus bot sie am Nachmittag "König Ödipus" von Sophokles und am Abend "Antigone" von Jean Anouilh. Mutig nicht nur wegen des antiken Stoffes um den König von Theben und seine Kinder, sondern auch, weil beide Werke exzellente Hauptdarsteller verlangen.

Bei "Ödipus" in einer englischen Version von Jim Grant, dem Regisseur beider Aufführungen, wurde David Kabuye für die Darstellung des Titelhelden, des Suchers nach Wahrheit und nach seiner eigenen Identität, sehr für sein differenziertes Spiel gelobt. Am Abend, in der ebenfalls in Englisch gespielten modernen Umformung des Frühwerks von Sophokles, überzeugten Katie Rice als Antigone und Josh Roche als ihr Gegenspieler, König Creon.

Der Dialog zwischen den beiden ist der Höhepunkt der Tragödie. Wie so häufig bei Anouilh lehnt sich die jugendliche weibliche Hauptfigur gegen eine bestehende Ordnung auf. Aktueller Anlass ist ein unsinniger Befehl des neuen Königs. Der hat einen der beiden bei einer Art Putschversuch ums Leben gekommenen Söhne des Ödipus und Brüder der Antigone zum Staatsfeind erklärt. Ihn zu begraben soll mit dem Tode betraft werden.

Antigone hat den Befehl missachtet und sich dabei erwischen lassen. Creon beharrt zwar auf der Richtigkeit und absoluten Gültigkeit seines Befehls, möchte jedoch alles vertuschen und sie retten, zumal die die Freundin seines Sohnes Haemon ist. Aber Antigone will die Konsequenz ihrer Tat auf sich nehmen. Dies Gespräch mit seinen schwer nachzuvollziehenden Positionen verlangt von den Darstellern viel, wenn es glaubwürdig sein soll.

Doch sowohl Josh Roche als auch Katie Rice bringen die notwendige innere Beteiligung auf, um dem Publikum ihre Standpunkte bedenkenswert erscheinen zu lassen. Der Regisseur Jim Grant kann sie beruhigt die große Bühne ausnutzen lassen. Sie halten auch Dank ihrer sprecherischen Fähigkeiten, die Spannung über den ganzen Raum und lassen es, wenn sie sich körperlich zu nahe kommen, richtig knistern. Man wartet förmlich den befreienden Lichtbogen, doch der Text will es anders.

Der betont anfangs das Kindliche der Heldin und gibt ihr deshalb eine Amme bei. Doch dieser ist Katie Rice' Antigone bereits entwachsen. Das lässt die gut agierende und sprechende Clementine Wyke wirken wie Julias Amme bei Shakespeare, überflüssig und daher komisch. Andererseits wird dadurch die von Rice gezeigte Eigenständigkeit Antigones betont, was wiederum ihrer später deutlich werdenden Sturheit das Pubertäre nimmt.

Selbst der älteren Schwester Ismene gegenüber, die von Jess Colson gespielt wird, wirkt sie als die Erwachsenere. Dem dichten Gespräch der beiden Schwestern hätte man gern applaudiert, aber wie aich in anderen beifallswürdigen Szenen entstehen keine Pausen dafür. Grant treibt die Handlung straff vorwärts, wobei ihn der "Chor" unterstützt, der unauffällig die wenigen Umbauarbeiten erledigt. Die wieder dem antiken Chor angenäherte Aufteilung von Anouilhs Erzähler in vier Sprecher gibt den verbindenden Texten viel Gewicht. Doch der "Chor der Alten" ist kein Widerpart Creons mehr.

Damit ist Creon ein absoluter Herrscher, der jedoch in seinem eigenen Anspruch gefangen ist. Dass ein Schüler das überzeugend vermitteln kann, ist wirklich ungewöhnlich. Josh Roche schafft sogar so etwas wie Altersdistanz zu deinem Mitschüler Sam Gilbert, der seinen Sohn Haemon spielt. Und dass der Soldat, aus dessen kleiner Rolle Ali Wood ein Kabinettstückchen macht, vor ihm stottert, überrascht gar nicht.

Mit den beeindruckenden Hauptdarstellern, einer schlüssigen, aus dem Text abgeleiteten Inszenierung und mit gut eingefügten Nebendarstellern hat die Sevenoaks School Theatre Company wieder ihrem in Ibbenbüren seit Jahren guten Ruf bestätigt. Doch auch das Goethe-Gymnasium trug seinen Teil zum Gelingen des Austausches bei: Beide Vorstellungen waren überaus gut besucht."

aus der IVZ vom 23.10.07

The Hypochondriac (2005)


Schüler ließen Wahn zum Witz werden

Sevenoaks Drama Group / 25 Jahre Schulpartnerschaft


Aus dem Lachen kaum noch heraus kam das Publikum am Samstagabend im Ibbenbürener Bürgerhaus. Mit einer gehörigen Portion Humor und Sarkasmus inszenierte dort die Sevenoaks Drama Group unter der Leitung des "drama teachers" Drew Stocker ihre Adaption von Molières Der eingebildete Kranke. Vor allem Hauptdarsteller Alex Perry glänzte dabei in der Rolle des "Hypochondriac" Argan.

Dieser führt sein von einem ständigen Wahn unheilbarer Krankheiten geprägtes Leben gemeinsam mit seiner zweiten Frau, den beiden Töchtern und der frechen Dienerin Toinette (Libby Mears, ebenfalls glänzend gespielt). Täglich umgeben von seinem teuren Arzt Dr. Lillicrap will er seine Tochter mit dessen Sohn, ebenfalls einem angehenden Mediziner, verheiraten um die Arztkosten zu senken. Diese ist jedoch bereits unsterblich verliebt. Aus dieser Ausgangssituation entwickelt sich eine rasante und mit viel schwarzem Humor gespickte Geschichte, die jedoch ein glückliches Ende findet.

In ihrer Fassung des berühmten Stücks spielten die 30 Schauspieler der Drama Group gekonnt die spitzen Dialoge und Pointen heraus. Der Wahn des eingebildeten Kranken bildete dabei immer wieder die komische Drehscheibe für die amüsante Inszenierung. Dabei nahmen sie auch durchaus das eine oder andere Mal sich selbst auf die Schippe, etwa wenn Dr. Lillicrap einen rund dreiminütigen Monolog am vorderen Bühnenrand hält, während im Hintergrund das Personal aus der Rolle fällt: Ein Handy klingelt: "We are in Germany. Yes, that's in Europe" verkündet Argan seinem Gesprächspartner, eine Dartscheibe und Bierflaschen werden hervorgeholt und ein Fußballspiel mit lautem Beifall verfolgt, bevor der Doktor das Loblied auf seinen Sohn beendet. Zu der tollen Inszenierung trugen auch die Kostüme bei: Eine Leihgabe vom Royal National Theatre versetzte Schauspieler und Zuschauer in die Zeit Molières. In die Erzählung eingerückt wurden immer wieder Szenen der typischen Commedia Dell'Arte. Dabei spielten die englischen Schüler Sketche oder kurze Phrasen des italienischen Maskentheaters.

Seit nunmehr 25 Jahren besteht die Partnerschaft der englischen Sevenoaks-School und dem Goethe-Gymnasium. Eine Komponente des Austausches ist seit 1991 die Sevenoaks Drama Group, die im Wechsel mit dem Goethe-Orchester alle zwei Jahre die Partnerschule besucht. Neben Auftritten in Steinfurt und Tecklenburg spielten die Schüler zwischen 15 und 18 Jahren auch in diesem Jahr ihren dritten Auftritt in fünf Tagen im Bürgerhaus. Das diesjährige Stück war auch gleichzeitig der Auftakt zur Feier des 25-jährigen Jubiläums der Schulpartnerschaft.

aus der IVZ vom 31.10.05