Gesunde Ernährung

Gesunde Ernährung

Nicht ohne mein Hähnchenbrötchen

IBBENBÜREN. Da geben sich die Eltern die größte Mühe, ihre Zöglinge gesund zu ernähren, und was macht der Spross? Trägt sein Taschengeld zum Schulkiosk und kauft sich Schokobrötchen, füttert sodann den Getränkeautomaten und zieht sich eine Cola. Doch Eltern können nun aufatmen, denn die Zeiten sind vorbei. Den Schülern schmecken die Änderungen an einigen Schulen (Goethe- und Kepler-Gymnasium sowie Anne-Frank-Schule) nicht so gut.

Wobei, eigentlich findet die Schülervertretung es ja ganz gut, gesünderes Essen im Kiosk zu haben. Ist ja vernünftig. Schlimm war für die Eleven des Goethe-Gymnasiums nicht, dass das Schokobrötchen aus den Regalen verschwunden war. Sondern das „Hähnchenbrötchen“. Da sind sich die Schülersprecher Maher Zoubi und Sophie-Theres Loose einig. Das war der Renner an der Schule, das musste wieder auf den Plan. Zweites großes Problem: Der Kiosk hatte plötzlich nicht mehr bis 14:00 Uhr geöffnet, sondern schloss bereits um 11:30 Uhr.

„Wir wussten nichts davon“, sagt Zoubi. Die Schüler standen in der Mittagspause plötzlich vor geschlossenen Türen. Besonders ärgerlich für die Kooperationsschüler des Kepler-Gymnasiums, die nur zehn Minuten Zeit haben, sich mittags etwas zu essen zu kaufen.

Die Schüler wollten diese Neuerungen nicht hinnehmen und wendeten sich an Goethe-Schulleiter Andreas Tangen. Gemeinsam mit den anderen beiden Schulleitern hatte er die Wünsche an die Stadt getragen. Stadt und Schulleitungen arbeiteten das Konzept aus. Von der verkürzten Öffnungszeit habe Tangen aber nichts mitbekommen, sagt er. Die Stadt bestätigt: Die Tagesordnung war so voll, dass möglicherweise Teile untergegangen sind. Ist ja nun auch eigentlich egal. Denn: Tangen trug das Anliegen weiter zur Stadt und die entschied, dass der Kiosk wieder länger öffnen muss – und das Hähnchenbrötchen wieder ins Sortiment gehört. „Wir sind Herrn Tangen sehr dankbar dafür, dass er sich so für uns eingesetzt hat“, sagt Schulsprecherin Loose.

„Kleine Änderungen kann man ja noch vornehmen“, erklärt der Pressesprecher der Stadt, André Hagel. Momentan bespreche man jedoch ein neues Gesamtkonzept, das zu Beginn des kommenden Jahres stehen soll.

Was sich überhaupt verändert hat: Das Angebot des Kiosks fällt seit den Ferien deutlich gesünder aus. Weizenmehl wurde aus den Lebensmitteln gestrichen, es gibt jetzt hauptsächlich Dinkelbackwaren. Für Schokofans geht die Welt aber nicht unter: Das Dinkel-Schokocroissant ist zwar nicht mit Schokolade überzogen, aber dafür gefüllt. Das Joghurtangebot ist vielfältiger, und die Remoulade kommt jetzt ohne Konservierungsstoffe aufs gesunde Brot. Kuchen sowie Kekse liegen nicht mehr in den Regalen, die muss man selbst mitbringen oder nach der Schule essen.

Wie ein Damoklesschwert hängt allerdings das drohende Ende der Cola-Automaten über der wieder eingekehrten Ruhe am Goethe. „15.000 Flaschen sind im letzten Jahr gekauft worden. Wenn man das auf 1.100 Schüler herunterrechnet, ist das nicht so viel, aber wir können nicht wollen, dass sich die Elf- und Zwölfjährigen ohne Kontrolle der Eltern Cola kaufen“, sagt Tangen.

Das Goethe-Gymnasium ist das erste im Kreis Steinfurt, das am Landesprogramm Bildung und Gesundheit teilnimmt. Wer gesund leben will, muss auch mal verzichten. „Wir wollen das aber nicht von oben herab entscheiden, das wäre ein blöder Ansatz, sondern mit den Schülern in den Dialog treten“, verspricht Tangen.

Autor: Andrea Bracht