Präventionsprojekt „Verrückt? Na und!“ zu Besuch am „Goethe“

Präventionsprojekt „Verrückt? Na und!“ zu Besuch am „Goethe“

Im Rahmen eines Präventionsprojekts zur seelischen Gesundheit wurden Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe E am Goethe-Gymnasium jetzt über psychische Erkrankungen aufgeklärt und für den Umgang mit Lebenskrisen sensibilisiert. Das Projekt „Verrückt? Na und!“ geht ursprünglich auf den Leipziger Verein „Irrsinnig menschlich e.V.“ zurück und wird im Kreis Steinfurt unter der Federführung des Amtes für Soziales und Pflege durch ein Team der Regionalgruppe Steinfurt durchgeführt. Dabei besucht eine Fachkraft aus der Psychologie oder Sozialarbeit und ein Betroffener, der seelische Krisen überwunden hat, Schulklassen, um sich einen Vormittag lang mit ihnen über das Thema „psychische Gesundheit“ auszutauschen.

Am Goethe-Gymnasium warb Ivonne Hagedorn, staatlich geprüfte Krankenschwester in der psychiatrischen LWL-Tagesklinik in Rheine, zusammen mit Klemens Hergemöller (EUTB – ergänzende unabhängige Teilhabeberatung) in einem Philosophiekurs der Jgst. E für Offenheit bei diesem sensiblen Thema, das sie enttabuisieren wollen. Nach einem spielerischen Kennenlernen der Lerngruppe konnten sich die Jugendlichen zunächst zur Frage positionieren, ob sie es heute besonders schwer haben. „Dadurch kommen wir Moderatoren mit den Schülerinnen und Schülern über ihre Lebenserfahrung und möglicherweise belastende Themen ins Gespräch. Anschließend wurden in Kleingruppen verschiedene psychische Erkrankungen vorgestellt, um Ängste und Vorurteile abzubauen“, erläuterte Fachexpertin Ivonne Hagedorn den Einstieg in das Projekt. Im letzten Teil erfuhren sie durch die Schilderungen eines persönlich Betroffenen, wie man aus Krisen herausfinden kann. „Psychische Erkrankungen, wie etwa die behandlungsbedürftige Depression, entwickeln sich oft im jungen Erwachsenenalter. Je früher man mit einer Therapie anfängt, desto besser“, so Hergemöller, dem es wie seiner Kollegin ein Anliegen ist, Hilfen für Betroffene aufzuzeigen, aber auch durch Aufklärung zu Verständnis und Toleranz für Probleme von Angehörigen oder Mitschülerinnen und Mitschülern beizutragen. Das Projekt will Mut machen, dass Lebenskrisen bewältigt werden können. So haben die Schülerinnen und Schüler am Ende des Vormittags einen Flyer mit Anlaufstellen im Kreis Steinfurt erhalten, wenn sie Hilfe benötigen. „Wir haben nach der Vorstellung des Projekts im Kreis sehr viele Rückmeldungen zahlreicher Schulen bekommen und sind dankbar, dass unsere Arbeitgeber unsere Aufklärung für so wertvoll erachten, dass sie uns für den Vormittag freistellen,“ unterstrich Hergemöller die große Nachfrage. Melanie Süverling, psychosoziale Beratungslehrerin am Goethe-Gymnasium, hat sich dafür eingesetzt, das Projekt an die Schule zu holen: „Ich nehme in der Beratung wahr, dass Depressionen, Panikattacken etc. leider keine Seltenheit mehr sind. Das Projekt macht sehr gut deutlich, dass es kein Schandfleck ist, wenn man von solchen Themen betroffen ist und dass es gute Wege gibt, damit umzugehen - man muss eben wissen, wie und wo man Unterstützung bekommt. Und das wird durch diesen Ansatz auf sehr wertvolle Art und Weise vermittelt. Die ersten Rückmeldungen waren sehr positiv und ich hoffe, dass der Vormittag viele neue Erkenntnisse vermitteln konnte.“ Ihr Kollege Dr. Lutz Königkrämer, der als Tutor seinen Kurs begleitete, bestätigte diese Einschätzung: „Die Schülerinnen und Schüler waren dem Thema gegenüber sehr aufgeschlossen und haben mit Interesse an dem Projekttag teilgenommen. Dazu hat sicherlich auch die ruhige und ernsthafte, aber zugleich offene Atmosphäre beigetragen, in der das Ganze stattgefunden hat. Die Authentizität, die durch die ehrlichen und sachlich sehr fundierten Ausführungen eines persönlich Betroffenen entstanden ist, hat auf den Kurs einen besonderen Eindruck gemacht.“ Insgesamt sind vier weitere Termine für die anderen Tutorenkurse der Jahrgangsstufe E in den folgenden Wochen angesetzt.

Kerstin Hannemann