Lesung mit renommierter Kinder- und Jugendbuchautorin am „Goethe“ - Stefanie Höfler online im Klassenzimmer

Lesung mit renommierter Kinder- und Jugendbuchautorin am „Goethe“ - Stefanie Höfler online im Klassenzimmer

IBBENBÜREN Juli 2021

Kurz vor den Sommerferien kam die Klasse 6a in den Genuss einer ganz besonderen Deutschstunde. Am Ende einer Unterrichtsreihe zu dem Jugendroman „Mein Sommer mit Mucks“ konnte ihre Lehrerin Julia Dokters die im Schwarzwald lebende Autorin des Werks, Stefanie Höfler, für eine online-Lesung gewinnen. „Ich werde euch einlesen und rauslesen. Und in der Mitte sprechen wir miteinander“, brachte die Autorin den Ablauf der rund anderthalb Stunden auf den Punkt.

Dass sie gerne mit ihrem jungen Publikum in Kontakt kommt, merkten die Sechstklässler sofort, denn sie beantwortete offen, locker und nahbar ihre Fragen, die sie intensiv vorbereitet hatten. So wollten sie zunächst wissen, wie Höfler zum Schreiben gekommen ist, und erfuhren, dass sie eigentlich drei Berufe hat, denn die Autorin und Theaterpädagogin unterrichtet an einem Gymnasium die Fächer Deutsch und Theater. Mit ihrer ersten längeren Erzählung über Mucks gelang ihr 2015 der Durchbruch; mittlerweile hat Höfler bereits fünf Werke veröffentlicht, etliche Auszeichnungen erhalten und war mehrfach für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.

Durch die Fragen „Wie kommt das Krokodil auf das Cover?“ oder „Warum ist der Roman für Kinder ab 11?“ lernten sie auch einiges über die Arbeit eines Verlags, der z. B. die Altersangabe festlegt. Die Autorin zeigte ihnen verschiedene Entwürfe der Illustratorin, bis die Entscheidung für den endgültigen Buchumschlag gefallen war. „Wie habt ihr das mit dem Krokodil verstanden?“ zeigte sie sich interessiert an der Interpretation der jungen Leser, die darin ein Symbol für die Ängste Mucks‘ sahen, der unter einem gewalttätigen Vater leidet.

„Wo kommen die Figuren her?“ und „Was möchten Sie mit Ihrem Buch erreichen?“ erkundigte sich die Klasse nach der Schreibweise und dem Entstehungsprozess. Stefanie Höfler erläuterte lachend, dass ihre Schülerinnen und Schüler zwar manchmal glauben, sie tauchten in den Werken ihrer Lehrerin auf, aber in Wirklichkeit seien die Figuren eine Mixtur aus realen Beobachtungen und Fantasie. In dem rund einjährigen Schreibprozess habe sie das Werk ca. 120 komplett gelesen und überarbeitet. Sie wolle mit ihren Werken „zum Lachen und zum Nachdenken anregen und aus dem Alltag in ein anderes Leben entführen“. Dabei greift sie auch Tabuthemen auf. „Die Thematik der häuslichen Gewalt hat sich mit dem Schreiben entwickelt. Ich habe so etwas als Lehrerin schon mitbekommen. Auch die Erzählerin Zonja ist eine, die nicht wegschaut, eine, die helfen will.“ Die Hoffnung auf einen zweiten Teil mit einem Happy End musste sie ihrem Publikum jedoch nehmen. Der bereits 2015 veröffentlichte Jugendroman sei doch mittlerweile weit weg und auf eine „Friede-Freude-Eierkuchen-Geschichte“ habe sie keine Lust. Sie ermunterte einige Interessierte, selbst eine Fortsetzung zu schreiben.

Schließlich drehte die Autorin den Spieß um und stellte den Schülerinnen und Schülern Fragen zu ihrem Portfolio, das sie im Unterricht erstellt haben. Hugo zeigte ihr seine Zeichnung der Hauptfigur und auch von der Präsentation eines alternativen Titelbilds war Höfler angetan.

Die letzte Frage „Verdienen Sie viel Geld?“ beantwortete die Autorin mit einem Lachen: “Reich bin ich eher an Erfahrungen. Werdet lieber Profifußballer!“ Da sie finanzielle Aspekte nicht am Schluss stehen lassen wollte, gab sie auf die Frage nach ihrem wichtigsten Werk noch Privates preis. Das persönlichste Buch sei „Der große schwarze Vogel“, das sich mit dem plötzlichen Tod eines geliebten Menschen beschäftige. „Wie gehe ich mit einem trauernden Menschen um? Lasse ich ihn in Ruhe?“, beschrieb sie eigene Erfahrungen. Den Sechstklässlern würde sie das ernste Werk aber erst in ein paar Jahren empfehlen. Statt dessen steht jetzt wahrscheinlich ihr bekannter Roman „Tanz der Tiefseequalle“ auf dem Ferien-Programm. Abgerundet wurde die kurzweilige und intensive Veranstaltung durch den Vortrag des 10. Kapitels, das sich die Schülerinnen und Schüler zu Beginn ausgesucht hatten. Julia Dokters und die Klasse 6 a waren sich einig: „Es war ein tolles Erlebnis, die Autorin selbst kennenzulernen!“ Schulleiter Lars Buchalle dankte dem Förderverein, der dieses Projekt unterstützt hat.

Kerstin Hannemann