Zivilcourage hautnah erleben: Escape Room „Löwe von Münster“ begeistert Neuntklässler am Goethe-Gymnasium

Zivilcourage hautnah erleben: Escape Room „Löwe von Münster“ begeistert Neuntklässler am Goethe-Gymnasium

Ibbenbüren 10.06.2025 - Wie fühlt es sich an, in einer Diktatur mutig gegen Unrecht aufzustehen? Dieser Frage stellten sich die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 des Goethe-Gymnasiums bei einem besonderen Projekt: dem mobilen Escape Room „Löwe von Münster“. Organisiert wurde die Aktion von Lehrkraft Barbara Overesch aus der Religionsfachschaft.

Im Zentrum des Projekts stand das Jahr 1941: Die Jugendlichen schlüpften in die Rollen einer fiktiven Pfadfindergruppe. Deren Anführer, Karl Kortenkamp, war von der Gestapo verhaftet worden, weil er Flugblätter mit Zitaten aus den Predigten von Kardinal Clemens August von Galen verbreitet hatte. Der katholische Bischof hatte sich damals mutig gegen das nationalsozialistische Euthanasie-Programm gestellt und seine Stimme von der Kanzel der Lambertikirche in Münster erhoben.

Die Aufgabe der Schülerinnen und Schüler bestand darin, einen Tresor mit belastendem Material zu finden und zu öffnen – bevor die Polizei es tat. Dafür mussten sie im Escape Room gemeinsam knifflige Rätsel lösen und mit zeittypischer Technik wie Schreibmaschinen, Wählscheibentelefonen oder einem Diaprojektor arbeiten. „Die Rätsel konnten wir alle gut lösen, und wenn es mal schwierig wurde, haben wir hilfreiche Tipps von den Spielleitern bekommen“, berichteten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9e begeistert.

Doch bevor die Türen des Escape Rooms geöffnet wurden, beschäftigten sich die Jugendlichen an verschiedenen Lernstationen mit der historischen Realität: dem NS-Euthanasie-Programm und der Person von Kardinal von Galen. Aber auch Bezüge zu aktuellen Themen wie Hate Speech und Hetze in der Schule stellten sie her.

In einer anschließenden Diskussionsrunde mit Matthias Hecking, einem der Leiter und Macher des Escape Rooms, stellten sich die Schülerinnen und Schüler der Frage: „Wie hätten wir selbst gehandelt?“ Etwa zwei Drittel gaben an, sie hätten – wie Karl – ebenfalls die Flugblätter verteilt. Gleichzeitig wurde deutlich: „Damals hätten das viele aus Angst vermutlich nicht getan.“ Die Auseinandersetzung mit der Angst, in einer Diktatur verfolgt zu werden, machte deutlich, wie wertvoll die Freiheit in der heutigen Gesellschaft ist. Was bleibt, ist ein nachhaltiger Eindruck. „Man sieht, wozu Hass und Ausgrenzung führen können“, formulierte ein Schüler die wichtigste Erkenntnis des Projekts. Genau diese Reflexion war das Ziel der Aktionstage am Goethe-Gymnasium. „Ich habe total viel gelernt, auch über die Geschichte. Das war viel lebendiger als im Unterricht.“

Neben den Schülerinnen und Schülern nutzten auch Gruppen aus Lehrkräften und Eltern die Möglichkeit, den Escape Room am Nachmittag zu erleben. Ermöglicht wurde das Projekt durch eine großzügige Spende des Fördervereins des Goethe-Gymnasiums.

Bilder:

1. Hinter den Kulissen: Eine Spielleiterin verfolgt das Geschehen im Escape Room und steht per Telefon bei Fragen und einzelnen Aufgaben mit Tipps zur Verfügung.
2. Im Escape-Room: Die Gruppe hat alle Rätsel erfolgreich gelöst.