Im Kreuzverhör der Schüler - Kandidaten-Duell am Ibbenbürener Goethe-Gymnasium

Im Kreuzverhör der Schüler - Kandidaten-Duell am Ibbenbürener Goethe-Gymnasium

IBBENBÜREN, 9.9.2020. Das Kandidaten-Duell am Ibbenbürener Goethe-Gymnasium hat schon eine gewisse Tradition. Die Veranstaltung am Mittwochmorgen war aber dennoch eine Premiere. Coronabedingt war zwischen den 104 Schülern im Bürgerzentrum jede Menge Abstand, dafür folgten zahlreiche Schüler (rund 350) der Diskussion zwischen Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer und seinem Herausforderer Jürgen Bernroth per Livestream in den Klassenräumen. Und sie erlebten zwei Kandidaten im Wahlkampfmodus.

Die setzten ihren Wahlkampf inhaltlich dort fort, wo sie ihn schon länger führten. Schrameyer versuchte, sich mit seiner kommunalpolitischen Erfahrung von seinem Kontrahenten abzuheben („Das können Sie nicht wissen, Herr Bernroth“ war ein Satz, der fiel) und warb mit den Erfolgen seiner Amtszeit. Bernroth selbst versprach vor allem einen neuen Stil, indem er ankündigte, die von Entscheidungen Betroffenen beteiligen zu wollen, und warb im Falle seines Wahlsieges damit ein Teamplayer zu sein: „weniger ich und mehr wir“.

Nach einem kurzen Aufwärmprogramm, in dem Schrameyer und Bernroth Unterschiede zu ihrem Kontrahenten herausarbeiten, ihr Programm für die ersten 100 Tage nach der Wahl nennen und Sätze vervollständigen mussten, wurden sie vom gut präparierten Moderatoren-Trio Maya Schael, Marlon Keutz und Michel Heeke mit den Themen ins Kreuzverhör genommen, die die Goethe-Schüler am meisten interessierten.

Und diese Themen hoben sich gar nicht so sehr von den Fragen ab, die ohnehin die politische Diskussion bestimmen: Bahnhof und Mobilität, Klimaschutz und Nachhaltigkeit, Stadtgestaltung und Schulausstattung. Jürgen Bernroth forderte für den Bahnhof Streetworker. „Denen, die da abhängen, muss man Angebote machen.“ Der Bürgermeister verwies auf den Entwicklungsprozess für das gekaufte Bahnhofsgelände, das man mit den Bürgern zusammen entwickeln wolle. Einig war man sich grundsätzlich darin, dem subjektiven (Un-) Sicherheitsgefühl der Schüler Rechnung tragen zu wollen.

Ebenfalls auf der Agenda ganz oben standen bei den Schülern die überfüllten Busse. Bernroth sprach hier von einer „Parallelwelt“, in der die Hygienevorschriften nicht eingehalten werden könnten. Sein Kontrahent berichtigte ihn dahingehend, dass es für Busse differenzierte Schutzvorschriften gebe, die sehr wohl eingehalten würden. Aber auch er diskutierte das Problem überfüllter Busse nicht weg, forderte von der RVM aber eine bessere Kommunikation ihrer Angebote.

Differenzen offenbarten sich auch beim Thema Digitalisierung der Schulen. Während sich der Herausforderer entsetzt darüber zeigte, dass im Goethe der Förderverein für das lückenlose WLAN gesorgt habe („Das ist Aufgabe des Schulträgers“) und bemängelte, dass nicht alle Schulen WLAN hätten, für die Ausstattung aber Mittel da gewesen seien, verwies Schrameyer darauf, dass man in Sachen Digitalisierung mit allen Schulleitern im Dialog sei und die Gelder auch eingesetzt würden.

Danach kamen die Schüler auch noch zu Wort, sowohl im Bürgerhaus als auch aus dem Chat für die Livestream-Nutzer. Michael Kosler (Koordinator der Gesellschaftswissenschaften), der das Duell zusammen mit den Schülern der Kurse Sozialwissenschaften in der Jahrgangsstufe Q2, organisiert hatte, zeigte sich besonders über das Interesse aus dem Chat erfreut. „Die Fragen rattern da nur so durch.“ Themen: Mobilität, Kreisverkehr in Püsselbüren, Polizeiwache, EPS – eben alles, was die Ibbenbürener so bewegt. Von politisch desinteressierter Jugend keine Spur, ganz im Gegenteil. Nach knapp anderthalb Stunden gab es artigen Beifall für beide Kandidaten. Den größten Beifall erhielt aber das tolle Moderatoren-Trio – auch von Schrameyer und Bernroth selbst, die ihren Respekt dafür, so eine Veranstaltung zu moderieren, ausdrücklich betonten. Immerhin: Da waren sie sich einig.

Text und Fotos: Henning Meyer-Veer

Quelle (c) ivz-aktuell.de