"Das ist ein Privileg für uns!"

"Das ist ein Privileg für uns!"

Vorbereitungen fürs "Jugend.Polit.Kultur-Festival" / Ibbenbürens Jugendliche planen vorbildliches Projekt

Tacheles reden - mit Politikern. Über 100 Jugendliche stecken mitten in den Vorbereitungen. Ihr Ziel ist es, Kommunal- und Europapolitikern auf den Zahn zu fühlen und sich nicht von rhetorischen Kunstgriffen oder Floskeln abwehren zu lassen. Termin ist der 16. Mai. Dann feiert das "Jugend.Polit.Kultur-Festival" Premiere.

"Es wird spannend sein, zu sehen, wie die Politiker spontan auf Fragen antworten." (Marlene Horst)

Initiiert von Pink-Pop-Mitarbeiterin und Studentin Marlene Horst öffnet das Festival kurz vor der Kommunal- und Europawahl auf dem Schulhof des Goethe-Gymnasiums seine Pforten. "Es interessieren sich nur sehr wenige Jugendliche für die Kommunalpolitik", erklärt Marlene Horst den Grund für ihr großes Engagement. "Das muss anders werden", dachte sie. Und schon kam die Idee ins Rollen. Horst bewarb sich mit ihrem Konzept beim Land und erhielt in einem begeisterten Brief eine Zusage für finanzielle Unterstützung vom LWL und der Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien, Dr. Angelica Schwall-Düren.

Auch das Goethe-Gymnasium war sofort Feuer und Flamme und stellte seinen Schulhof zur Verfügung, die Schülervertretung (70 Jungs und Mädels) hilft jetzt mit bei der Organisation. "Wir haben Gruppen gebildet", erzählt Schüler Maher Zoubi. Promo, Moderation, Aufbau, Koordination, Catering - was da alles organisiert werden muss.

Die Jugendlichen sind von einem Bundesministerium eingeladen worden, das Projekt vorzustellen. "Was hier in Ibb läuft, das läuft in keiner anderen Stadt", lobte Rob Mulder, Diplom-Sozialpädagoge im Jugendkulturzentrum (JKZ) Scheune. "Die Leute sind vom Glauben abgefallen, als sie erfuhren, was wir hier so alles präsentieren." Denn es soll nicht "nur" Podiumsdiskussion und Infostände geben. Eingebunden wird der informative Teil in ein knallbuntes Rahmenprogramm.

Kunst und Kultur, Sport und Spiel ("Wir hoffen, das die Politiker eine Runde beim Menschenkicker mitspielen", sagt Maher Zoubi und grinst), Tanz, Poetry Slam und ein Abschlusskonzert sind geplant. Dafür haben die Organisatoren bisher die "Ingenious Rascals" und "Carry me home" gewinnen können, letzterer stand bereits als Supporter für die Donots auf der Bühne.

Welche Politiker kommen, ist noch unklar. Fest steht, dass jede Partei mindestens einen Vertreter schickt, der sich der Diskussion stellt. Und natürlich präsentieren sich alle Parteien auch mit Ständen auf der Info-Meile. Politik im kulturellen Rahmen - das Konzept kommt an. Kein Wunder, sagt Rob Mulder: "Politik ist allgegenwärtig in der Kultur, die uns umgibt. Es geht andauernd um gesellschaftskritische Themen." Was liege da näher, als die Politikverdrossenheit "durch die kulturelle Brille in Begeisterung" zu verwandeln. Angst vor der Begegnung mit Lokal- und Europapolitikern haben die Jugendlichen nicht, sagen sie. Vielmehr empfinden sie diese als großes Privileg. Aber: "Die Politiker wissen nicht, wie sie auf Jungendliche zugehen sollen. Manche haben Angst vor uns", sagt Maher Zoubi. Bald hoffentlich nicht mehr.
Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft des Ibbenbürener Bürgermeisters Heinz Steingröver und wird vom LWL, von der Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien und der Kreissparkasse Steinfurt gefördert.

Der Festival-Termin ist Freitag, 16. Mai, ab 12 Uhr auf dem Schulhof des Goethe-Gymnasiums. Infos gibt es bei marlenehorst©pinkpop.de oder unter Tel.: 500881

IVZ vom 29.03.2014
von Andrea Bracht