In der fiktiven Geschichte der Klassenbesten Laura Hertz und der populären Kapitänin der Fußballmannschaft und Klassensprecherin Franziska Kaufmann verkörpern die Schauspielerinnen Opfer und Täterin in einer Mobbingsituation in einer Schule. Das Mobbingopfer Laura stellt anfangs noch fest, „im Prinzip könnte es hier jeder sein,“ doch im weiteren Verlauf und mit zunehmenden Attacken kann sie sich nicht mehr von der Situation distanzieren: „Und wieder steh ich da wie doof. Warum ist die so scheiße zu mir?“ Laura gelingt es im Theaterstück, ihre Täterin zu konfrontieren und plant, zur Polizei zu gehen. Dennoch endet das Stück mit einer emotionalen Szene, in der beide – das Opfer und die Täterin – ihre Zweifel, Ängste und Sorgen in simultanen Monologen ausdrücken und alles offenbleibt: „Ich hasse sie. Sie muss weg. Eine von uns muss weg - sie oder ich.“ Der pulsierende Herzschlag, der diese Szene begleitet, endet abrupt, beide Schauspielerinnen verlassen die Bühne und das Licht geht aus.
In der sich anschließenden kurzen Gesprächsrunde ging es um die Interpretation dieses offenen Endes. Ob die beiden zukünftig in unterschiedliche Klassen gehen oder gar eine von ihnen in eine andere Stadt ziehen würden, meinten einzelne. Andere äußerten die Vermutung, dass auch gar ein Suizid nicht ausgeschlossen werden könnte. Auf die Frage, was Laura hätte tun können, hatten die Siebtklässler und Siebtklässlerinnen viele Ideen parat: „Sie hätte die Nummer gegen Kummer anrufen können.“ „Sie hätte das mit einem Lehrer klären können.“ Im weiteren Verlauf thematisieren die Schauspielerinnen, was Mobbing tatsächlich kennzeichnet: „Mobbing ist nicht das gleiche wie Ärgern. Mobbing bedeutet, dass immer und wiederholt eine Person geärgert, bloßgestellt und schikaniert wird.“
Melanie Süverling, Lehrkraft und Koordinatorin des Beratungsteams am Goethe-Gymnasium, zog ein sehr positives Resümee des Theaterbesuchs. Sie ist überzeugt, dass die Konfrontation mit dem Thema Mobbing auf diese Weise einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen werde. Die gezeigte Geschichte mache deutlich, was Menschen dazu bringt, andere fertigzumachen, aber auch, welche Möglichkeiten es gibt, sich dagegen zu wehren. Abschließend appellierte sie an die Schülerinnen und Schüler: „Ihr habt gesehen, wie schnell sich eine solche Sache hochschaukeln kann. Bevor es so richtig, richtig eskaliert, kommt zu uns. Bitte sagt Bescheid, wenn sich so etwas in eurem Schulalltag ergeben sollte. Es gibt immer jemanden, der euch zuhört.“ Lars Buchalle, Schulleiter des Goethe-Gymnasiums, sieht in dem Besuch des Theaterstücks einen wichtigen Baustein im Präventionskonzept der Schule gegen Mobbing: „Die Klassenleitungen können nun daran anknüpfen und ihre pädagogische Arbeit aufbauend fortsetzen.“ Der Theaterbesuch wurde großzügig durch den Förderverein des Gymnasiums unterstützt.