Nachhilfe bei "Whatsapp" und Co.

Nachhilfe bei "Whatsapp" und Co.

Medienkompetenztage am Goethe-Gymnasium: Schüler lernen, dass man im Netz nicht alles "teilt" und "liked"

Ibbenbüren. Man braucht heutzutage keinem Jugendlichen mehr erklären, wie "Whatsapp" funktioniert. Dessen ist sich Christian Rudde ganz sicher: "Das wissen die." Wenn es aber darum geht, den Internet-Nachrichtendienst bewusst und reflektiert zu benutzen, dann könnten die Schüler hier und da noch etwas Nachhilfe gebrauchen.
Das wurde bei den Medienkompetenztagen des Ibbenbürener Goethe-Gymnasiums deutlich. Die etwa 140 Schüler der Stufe sechs wurden dabei klassenweise von Rudde geschult. Das Rezeptionsverhalten der Jugendlichen war ebenso Thema wie die Apps, die sie nutzen. Unt die "Hitliste" der Handy-Applikationen führte der Dienst Whatsapp an. Von 28 Schülern greifen 26 auf das Programm zurück.

"Facebook ist bei unter 18-Jährigen völlig tot. Das war vor etwa zwei Jahren noch ganz anders." Referent Christian Rudde erklärt, dass sich das Mediennutzungsverhalten der Jugendlichen stetig verändert.

"Aber Kinder und Jugendliche nutzen Medien unreflektierter, als Erwachsene", erklärt Rudde. Gute Quellen, schlechte Quellen, für viele junge Nutzer gebe es da keinen Unterschied. "Und sie nutzen das Internet, ohne sich über die Konsequenzen ihrer Handlungen bewusst zu sein." Vor allem lasse das Rechtsbewusstsein der Schüler im Netz oft zu wünschen übrig.
Da würden zum Beispiel Fotos von Fremden einfach weitergeleitet, andere laden munter Videos aus dem Internet herunter. Ohne auf das geltende Urheberrecht zu achten. Und wer online Beleidigungen verschickt, der müsse eben damit rechnen, das dies noch Monate oder gar Jahre später nachvollziehbar sei - und rechtliche Folgen haben könnte.
"Ich möchte da aber nicht nur mit dem erhobenen Zeigefinger stehen", sagt Christan Rudde. "Es ist viel besser, den Jugendlichen zu helfen verstehen zu lernen, was sie da machen." Dem schließt sich Daniel Freude an. Der Lehrer kümmert sich am Goethe-Gymnasium um die Kompetenztage. Er weiß, dass man Kindern Whatsapp und Co. ohnehin nicht verbieten kann: "Das ist der Gang der Zeit. Den können wir nicht aufhalten. Aber wir müssen sensibilisieren."
Dabei sollen heute bei einem Elternabend auch die Erziehungsberechtigten mit ins Boot geholt werden. Die lernen im Schnelldurchgang dann das, was ihre Sprösslinge in den vergangenen Tagen besprochen haben: Welche Medien nutzen Kinder heutzutage? Welche Risiken bestehen dadurch? Welche Herausforderungen gibt es?
Den richtigen Umgang mit Apps, Internet und Co. könnten die Schüler zwar auch experimentell selber lernen, erklärt Daniel Freude. "Aber dieser Weg muss ergänzt werden." Whatsapp soll auch daheim ein Thema sein. Eltern sollen mit ihren Kindern über Erlebtes und Verschicktes reden.
Anderas Langelage von der Neumarkt-Filiale der Kreissparkasse Steinfurt freut sich darüber, dass die Jugendlichen über ein Thema reden, "Das immer wichtiger wird". Sie überreichte Bärbel Deiters, Vorsitzende des Fördervereins gestern einen Scheck über 1000 Euro. Das Geld soll ins Projekt investiert werden. Eine Fortsetzung im nächsten Jahr ist geplant.

IVZ vom 28.10.2014
Autor / Foto: Daniel Lüns